Ein aktueller Beitrag zu Logistik 2030+ aus der Tageszeitung Die Presse (Grafik zum Vergrößern anklicken bzw. unterhalb die Textversion lesen):
Die PRESSE 15.8.2018
Mehr Transport und weniger Konflikte
Logistik 2030+. Die Bevölkerung im Wiener Raum wächst. Und damit auch der Bedarf an Gütertransport. Ein interdisziplinäres Projekt soll helfen, die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern.
Wien und Niederösterreich wachsen. Bis 2030 wird Wien voraussichtlich zwei Millionen, inklusive Umland drei Millionen Einwohner haben. Dieses Wachstum bringt Herausforderungen mit sich, insbesondere auch für die Logistik. Nicht zuletzt, weil in der gesamten Centrope-Region eine Zunahme des Straßenverkehrs erwartet wird. Das birgt potenzielle Probleme wie Lärm, Emissionen und Konflikte um Flächen mit sich. Gleichzeitig steht die Logistikbranche durch neue Technologien, neue Anforderungen (Paketlogistik durch Online-Handel) und Regulierungen vor tiefgreifenden Veränderungen, insbesondere in städtischen Regionen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde das Projekt Nachhaltige Logistik 2030+ Niederösterreich- Wien, kurz Logistik 2030+, ins Leben gerufen. Ziel ist die Entwicklung eines umsetzungsorientierten Aktionsplans, der sich mit den heutigen und vor allem zukünftigen Anforderungen der Gütermobilität in der Region Wien-Niederösterreich auseinandersetzt und passende Maßnahmen beinhaltet.
„Vereinfacht ausgedrückt geht es Logistik 2030+ um die Lösung von Nutzungskonflikten im fließenden und ruhenden Güter- und Individualverkehr“, sagt Davor Sertic, Spartenobmann Transport und Verkehr der WKW. „Entscheidend ist dabei, dass die Verkehrsreduktion ohne Leistungs- und Qualitätsverluste umgesetzt werden kann. Schließlich geht es auch um die nachhaltige Einsparung von CO2-Emissionen“, so Sertic.
Zu den ersten Schritten gehörte eine Befragung unter rund 100 Unternehmen. Die wichtigsten Ergebnisse: Für zwei Drittel ist eine Verkehrsreduktion ohne Qualitätseinbußen derzeit nicht vorstellbar, ebenso viele haben Probleme mit Staus, Parken und Ladezonen, und fast alle (rund 90 %) erwarten eine Zunahme des Güterverkehrs bis 2030. Mehr als drei Viertel erwarten Maßnahmen von der Politik – besonders im Bereich Verkehrsinfrastruktur und Raumplanung. Im Zuge von Logistik 2030+ werden von interdisziplinären Expertenteams auch Pilotprojekte entwickelt, initiiert und begleitet:
Screening von Logistikflächen. Angesichts der rasch wachsenden Einwohnerzahl und der verloren gegangenen Betriebsflächen im Stadtgebiet sollen für Logistik geeignete verbleibende Flächen gesichert und etwa eine Umwidmung in Wohngebiete unterbunden werden. Dazu sollen vorhandene Flächen erfasst und auf ihre Nutzbarkeit für transportaffine Betriebe analysiert werden. Nach Feststellung der Eignung potenzieller Flächen für Logistikzwecke wird ein gemeinsamer Plan für Wien und Niederösterreich erstellt. Schließlich sollen auch die Grundeigentümer eingebunden werden. „Ziel ist grundsätzlich, auch im Stadtgebiet Gewerbeflächen und damit A rbeitsplätze in Nähe der Wohnorte zu erhalten – und so Pendlerverkehr zu vermeiden“, erklärt Andrea Faast, Abteilungsleiterin Verkehrspolitik der WKW. Speziell in der Logistik würden Zentren im Stadtgebiet auch eine Auslieferung mit nachhaltigen Verkehrsmitteln (E-Mobil, Fahrrad) ermöglichen.
Wastebox.biz Dieses Pilotprojekt soll den Entsorgungsverkehr auf einer Großbaustelle im Raum Wien durch die Nutzung der Plattformtechnologie wastebox.biz reduzieren. Über die Plattform und eine Smartphone-App werden mehrere Entsorgungs-Dienstleister gemeinsam koordiniert und Stell- bzw. Abholaufträge immer vom nächstgelegenen erledigt. Im Pilotprojekt sollen die teilnehmenden Unternehmen den Nutzen durch Optimierung der Logistik erkennen und soll begleitend die Verkehrsreduktion nachgewiesen werden. Gleichzeitig bietet so eine Plattform eine automatische Berichtsgenerierung und Formularausstellung entsprechend der geltenden Vorschriften.
Güterverkehrsmodell Ostregion Ziel dieses Pilotprojekts ist der Aufbau eines realitätsnahen und prognosefähigen Güterverkehrsmodells für die Ostregion, genannt GÜMORE. Dies soll bei der Planung einer intelligenten City-Logistik und der entsprechenden Infrastruktur helfen, darüber hinaus sind die Güterverkehrs- Prognosen auch für die Planung der Straßenerhaltung essenziell, da der Güterverkehr die Straßen wegen der hohen Achslasten wesentlich stärker abnützt als der Personenverkehr. Diese Problemlage motiviert die Länderverwaltungen in der Region Wien, Niederösterreich und Burgenland zum Aufbau eines Planungsverkehrsmodells für den Güterverkehr. Bei GÜMORE werden Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten – Verkehrsplanung, Logistik, Straßenerhaltung, öffentliche Verwaltung – in einem interdisziplinären Team zusammenarbeiten.
Midi-Hub Franz-Josefs-Bahnhof Unter Midi-Hub versteht man ein innerstädtisches Güterkonsolidierungszentrum, das einen größeren Stadtteil mit Gütern versorgen kann und das von mehreren Dienstleistern (Kurier-Express-Paket- Dienste und Stückgüter/Paletten) gemeinsam genutzt wird. Das Projekt MiHu analysiert und testet potenziell geeignete Standorte für einen Midi-Hub innerhalb der Stadt Wien. Dabei werden die Auswirkungen von unterschiedlichen Hub-Systemen abgeschätzt und die Veränderungen im Verkehr durch den Midi-Hub getestet. Abschließend werden Empfehlungen für zukünftige kooperative Midi-Hubs abgegeben. Zudem soll die Installation eines Midi-Hubs im Bereich des Frachtenbahnhofes des Franz-Josefs-Bahnhofes umgesetzt werden.
Weitere Projekte im Rahmen von Logistik 2030+ sind angedacht.
INFORMATION Logistik 2030+: Das Projekt Logistik 2030+ will den Herausforderungen begegnen, die im Raum Wien und Niederösterreich durch das Bevölkerungswachstum und den damit verbundenen steigenden Transportbedarf absehbar sind. Ziel ist es, Nutzungskonflikte zu vermeiden, das Verkehrsaufkommen und den CO 2-Ausstoß zu verringern. Im Rahmen von Logistik 2030+ wurden bereits erste Pilotprojekte initiiert. www.logistik2030.at